Saturday, January 23, 2010

Meine geliebte Mutter

Meine geliebte Mutter,


Am 22.12.2009, am Abend klingelte bei mir das Telefon. Der Lebensgefährte meiner Mutter rief an, um mir mit zu teilen das meine Mutter gerade mit einem Krankenwagen abgeholt wurde. Die Mitteilung traf mich wie ein Blitz, sofort fragte ich nach, was passiert sei. Günter der Lebensgefährte erzählte mir, dass meine Mutter den ganzen Tag ganz fröhlich war. Am Abend wollte sie sich dann ein Glas Wasser aus einer Flasche einschütten. Plötzlich rutschte die Flasche aus der Hand. Meine Mutter meinte, es kribbelt in den Arm und es wurde ihr schwindelig. Es wurde sofort gehandelt und der Krankenwagen gerufen, der auch in 10 min. vor Ort war. Meine Mutter, die auf dem Bett saß, konnte alle Angaben zur Person selbst noch machen, plötzlich kippte sie nach hinten. Sofort wurde sie in das Recklinghauser Kranken haus gebracht.

Ich war aufgeregt, ich saß nun in Bayern Zuhause etwas 650km entfernt. Ich rief im Krankenhaus an, obwohl ich mich ausgab als der Sohn, wurde mir jegliche Auskunft verweigert.

Am anderen Tag bin ich sofort mit dem Zug zu einem guten Freund und enge Vertraute gefahren. Ich zitterte innerlich und hatte große Angst, was ist mit meiner Mutter? Wie schwer wurde sie getroffen?

Beate, meine Vertraute fuhr mich und den Lebensgefährten zu meiner Mutter. Hin und zurück fast 300km und das für die nächsten Wochen täglich.
Als ich dann ankam im Krankenhaus, schwanden mir fast die Sinne, so aufgeregt war ich. Mutter lag auf einer Kontrollstation. Wir klopften und traten in das Zimmer ein, ich sah meine Mutter und war auf das tiefste getroffen und gerührt, konnte meine Tränen nicht inne halt…

Sie lag da, die Augen geöffnet, schauend wie ein hilfloses Kind, der Blick leer und gebrochen. Die Gesichtszüge hängend, schwer atmend und röchelnd. Überall Schläuche die aus den verschiedensten Körperöffnungen kamen.

Ich brachte dann in Erfahrung, dass dies kein üblicher Schlaganfall war, der durch ein Blutpfropf verursacht wurde. Es war ein Schlaganfall am Stammhirn, verursacht durch ein verletztes Gefäß. Die Ärzte hätten keine Möglichkeit daran zu kommen um den druck im Hirn abzubauen, die zeit wird es zeigen…

Zutiefst getroffen und erschüttert saß ich da. Erst jetzt merkte ich wieder deutlich, wie tief meine Verbindung zu meiner Mutter ist. Mit vielen Gedanken musste ich mich in dieser kurzen Zeit auseinander setzen, insbesondere mit dem Tod.

Einige Tage später, der Zustand meiner Mutter war unverändert, täglich wurde durch lange Rohre ihr der sich bildende Schleim aus den Lungen abgesaugt. Eine Tortur für meine Mutter, ohne dies wäre sie aber erstickt, weil eben auch kein Schluckreflex mehr da war.
Wir mussten dann immer vor dem Zimmer warten, auf einmal kam eine dunkelhäutige Ärztin auf mich zu und fragte mich, was sie machen sollen wenn etwas passiert und sie reanimiert werden muss. Ich sollte meine Mutter fragen ob sie dann weiter künstlich am Leben erhalten werden möchte. Ich ging zu meiner Mutter und fragte sie direkt, sie war zutiefst erschrocken und machte ganz große angstvolle Augen. Später, am selben Tag fragte ich sie noch einmal, dann nickte sie dazu, dass sie nicht am Leben erhalten werden möchte, wenn so eine Situation eintritt.
Einige meiner Bekannten und Freunde haben meine Mutter geschrieben um so ihr Mut zu machen mit tiefen und lieben Worten.
Es kam sogar ein Päckchen mit einigen Düften und ein angesetztes Kamilleblütenöl. Die ganzen vielen Wochen massierte ich meine Mutter die Füße mit diesen Öl.

Meine Mutter, war immer ein Mensch der nicht so viel Nähe zulassen konnte. In den letzten Jahren hatte sich das ein wenig gebessert und ich konnte sie auch mal richtig umarmen.
Jetzt war eine Situation, wo meine Mutter sich das gefallen lassen musste. Sie wurde viel gestreichelt und berührt. Auch der Lebensgefährt kam dabei von Tag zu Tag immer mehr aus sich heraus.

Wir merkten richtig wie meine Mutter jetzt sogar darauf wartete um massiert zu werden, es tat ihr ausgesprochen gut.
Täglich waren wir anfangs vier bis sechs Stunden bei ihr, dann merkten wir das es nicht nur anstrengend für uns war, sonder auch für meiner Mutter, so hatten wir später die zeit auch verkürzt.

Ich war oft sehr angespannt, fast jeden Tag traurig. Es tat mir sehr weh wenn ich meine Mutter so da liegen sah. Sie ist so hilflos und wenn wir sie an einen Waschlappen etwas Wasser saugen ließen, sah sie aus wie ein stillendes Kind.

Meine Mutter kam von der Kontrollstation runter auf ein normales Zimmer, sie wurde jedoch weiter durch eine Magensonde ernährt. Die Nase und die Speiseröhre waren nun frei. Wir haben sogar Kommunikation. Sie konnte nicken und mit den Augen deutlich ja und nein machen.Später hat sie auch mal leicht flüsternd gesprochen. Die Gesichtszüge wurden auch wieder besser, auf einmal war wieder Spannkraft drin. Sie hat sogar ab und zu gelächelt, wenn es etwas zu lachen gab. Körperlich hat sie kaum fortschritte gemacht. Im Moment ist sie in der Reha und kommt danach in ein Pflegeheim.

In diesen Zustand wie sie ist, haben wir gemerkt, möchte sie am leben bleiben, hat Wünsche und Bedürfnisse und vorlieben.

Jetzt habe ich sie eine Woche nicht gesehen, nicht besucht, weil ich auch wieder zurück musste, weil andere Pflichten rufen. Ich fühle mich schlecht, nicht bei ihr sein zu können. Mutter weiß, dass ich nicht kann und akzeptiert das natürlich.
Es ist so als wenn man etwas mit ihr verpasst, oder das ich mir selbst später Vorwürfe mache, das ich nicht bei ihr sein konnte.

Eine Verbundenheit, wie ich sie zu meiner Mutter habe, bekommt man wohl nie wieder, außer noch zum eigenen Kind.

Wenn jemand die Freude haben sollte meiner Mutter schreiben zu wollen, der kann dies sehr gerne tun. Am besten als E- Mail an mich und ich drucke ihr das dann aus und lese die Brief vor. Mein Mail durian(at)gmx.net


So wünsche ich für meiner Mutter das noch einige Funktionen zurückkehren, das sie wieder sprechen und essen kann und vielleicht auch wieder sitzen kann.

Ich liebe Dich Mutti!

Dirk

Wednesday, January 20, 2010

Mein Herz glüht


Mein Herz glüht,

Oft wenn ich nachts aufwache, ins Bewusstsein trete, schlägt mein Herz mir bis zum Hals.

Es ist die Konfrontation meiner Gedanken, meines Erlebten und die Angst, was kommen wird. Meine Erfahrungen mit dem Leben haben mich geprägt.

Mach ich das? Macht das Leben etwas? Ist es einfach nur so wie es ist?

Was ist der Mensch, ist dieser einfach nur bewusst böse? Kann er gar nichts dafür? Vielleicht ist er auch tief dumm? Wird beherrscht von seinem Ego? Können wir was dafür, wenn wir so oder so handeln?

Seit 2002 bin ich im Internet präsent. Der Grund ist meine Lebensweise und um meine Erfahrungen damit weiter zu geben. Einige Bekannte motivierten mich dazu, diesen Schritt an die Öffentlichkeit zu wagen. Ich habe mir eine Homepage bauen lassen und damit begann alles.

Viele E- Mails waren die folge, von Männern und Frauen, 80% Frauen die mich anschrieben. Alle hatten sie angeblich Interesse am Natürlichen Leben.

Ich habe immer wieder in liebe geantwortet, bin auf die Menschen die mich anschrieben eingegangen. Viele schrieben mir, dass sie noch nie so einen Austausch mit einem Mann hatten. Sie würden durch mich an ihre Gefühle kommen usw.

Einige Frauen wollten mich auch gerne persönlich kennen lernen. Wenn ich mich dann traf mit ihnen durfte ich schnell die Erfahrung machen, dass sie mehr von mir wollten. Einige flirteten auf das heftigste, andere fragten mich gleich ob ich mit ihnen schlafen würde, andere fassten mir in den Schritt.

Wenn ich ablehnend reagierte, wurden sie frech und verabschiedeten sich sofort oder hatten plötzlich einen Termin wo sie hin mussten. Keiner von diesen hatte sich dann wieder gemeldet.

Erstaunlich ist jedoch, dass viele von ihrer großen Liebe sprachen die sie für mich hätten, manche sogar von bedingungsloser Liebe.

Das komische, ich hatte das auch immer geglaubt. Wie naive und dumm ich doch bin, zu denken es gäbe einen Menschen da draußen, der wirklich an einen persönlich interessiert ist. Oft komm ich mir ziemlich einsam vor in dieser Welt.

Das interessante ist, so emanzipiert viele dieser Frauen auch taten, die meisten hatten das Bedürfnis einen Mann zu bekommen der sie versorgte. Wenn das nicht kommt, sind viele schnell weg oder andere nehmen sich noch schnell in der Verliebtheit die Bettgeschichte mit aber dann sieht man sie nur noch von hinten.

In meinen Beziehungen durfte ich oft erfahren, das es doch sinnvoll sei, wenn ich mich ändern würde. Änderte ich mich nicht, war es schnell mit der bedingungslosen Liebe vorbei.

Der Mensch ist selten selbstlos, in den meisten Fällen erwartet er auch etwas zurück. Selbst wenn ein Mensch vieles für einen tun würde, steht oft der Gedanke, alles getan zu haben und nicht genügend Dank zurückbekommen zu haben. Hinter fast jeder Aufopferung für den anderen liegt etwas verborgen außer in den Fällen wo der Mensch von vornherein weiß, da kann nichts zurückkommen, außer geholfen zu haben.

Das ist nun der Dank. Ich habe alles für dich getan. Meinst du das habe ich einfach nur so gemacht. Ich habe versucht zu helfen aber es wurde nicht danach gehandelt usw.

Es gibt noch viele dieser Sätze die deutlich zeigen das hinter einer Hilfe, bestimmte Erwartungen waren.

In den letzten Jahren durfte ich viele schöne Erfahrungen mach aber eben auch traumatische.

In meiner letzten Beziehung, habe ich nicht gereicht, ich konnte tun was für mich möglich war aber es reichte einfach nicht aus, egal was ich tat. Obwohl ich bei der Geburt meiner Tochter hilfreich und tatkräftig dabei war und unter Geburtsschmerzen, die Worte „Ich liebe dich“ an mein Ohr drangen, durfte ich einige Zeit danach gehen und platz machen für den Ex- Mann.

Für mich besonders schlimm, weil ich liebte und ich zu meiner Tochter nicht die Vaterrolle einnehmen kann. Sie wurde mir gegeben und dann gleich genommen. Mein Schmerz darüber ist bis heute kaum zu ertragen.

Die Menschen die an meiner Seite waren, sind wertvolle Menschen und vielleicht können sie genauso wenig dazu, wie ich etwas dazu kann, das ich so bin wie ich bin.

Jedoch irgendwie habe ich aufgehört sie ernst zu nehmen.



Euer Dirk