Tuesday, March 11, 2008

Das Glück


Es war einmal ein kleines Dorf. Dort wohnten lauter freundliche, fleißige Leute. Sie waren fleißig wie die Bienen, vor allem tüchtig. Die Kinder lernten schnell, so tüchtig zu werden wie die Erwachsenen. Und sie waren gut zueinander.

Gute Menschen, dachte Gott. Darum beschloss er, sie zu belohnen und versprach, er werde ihnen großes Glück schicken.
Vielleicht hätte Gott das nicht sagen sollen. Denn die Leute wurden dadurch noch emsiger, noch fleißiger, noch tüchtiger. Jetzt arbeiteten sie mit Verbissenheit. Jeder wollte der Größte sein, wenn das Glück im Dorf eintraf. Aber es geschah noch etwas.

Sie vergaßen vor lauter Tüchtigkeit, gut zueinander zu sein. Am Rande des Dorfes wohnte eine arme Frau mit ihren kleinen Kindern. Sie wohnte weniger in einem Haus, es war eher ein Stall. Man ließ sie gewähren, beachtete sie kaum. Aber nun, wo Gott ja dem Dorf sein Glück verheißen hatte, da störte diese Familie. Sie passte nicht hinein. Die Frau mit den Kindern wurde gebeten, woanders hinzugehen. So schnell wie möglich.


"Wann kommt denn nun das Glück?" fragten die Dorfbewohner Gott. Und er antwortete: "Heute Nacht! Heute Nacht sollt ihr wach bleiben. Der erste Mensch, der euer Dorf betritt, bringt euch das Glück."
Die Dorfbewohner waren ganz aufgeregt. Sie löschten alle Lichter, um besser in die Nacht hinausspähen zu können. Alle Fenster waren besetzt, die Eingänge zum Dorf bewacht. Die Nacht war kalt. Nacht war lang. Niemand erschien.
Auf einmal bewegte sich etwas von den Feldern her. Ein Mensch, einige Menschen schlichen leise in das Dorf. Als sie den Rand des Dorfes erreichten, da begannen plötzlich die Glocken zu läuten, alle Lichter gingen an. Und was sahen die Dorfbewohner? Es war die Mutter mit ihren Kindern. Sie war noch einmal zurück gekehrt um ein wenig von dem in aller Eile zurück gelassenen Hausrat zu holen.


"Das ist das Glück?" fragten sich die Dorfbewohner.
Aber weil sie in ihrem Kern gut geblieben waren, glaubten sie es und nahmen die Familie wieder auf. Die Kinder spielten mit den armen Kindern. Oft saßen sie am Abend zusammen, manchmal am Feuer, lachten mit der Frau und ihren Kindern. Sie waren nicht mehr ganz so fleißig. Sie fragten auch nicht mehr: "Wann kommt das Glück?" Sie hatten es.

Heute Nacht wird das Glück der Liebe Gottes geboren. Wir müssen es nicht mehr suchen. Wir haben es gefunden. Nicht nur in der Krippe von Bethlehem. Unser Herz ist diese Krippe, das die Liebe Gottes trägt. Und andere kommen wie die Hirten und sind dankbar für die Liebe Gottes, die dann von uns ausgeht. Amen.