Wednesday, July 27, 2011
Die Würde des Schweins
Thursday, March 18, 2010
Meine geliebte Mutter II
jetzt zwei Monate später möchte ich gerne noch etwas über den Zustand meiner Mutter schreiben.
Erst einmal lieben Dank für Eure wirklich großen Anteilnahme und für die schönen Briefe und Texte für meiner Mutter.
Ich habe ihr sie immer vorgelesen und jedesmal war sie zu tiefst berührt, sie weinte wirkliche Freudentränen und fand es erstaunlich das immer wieder neue Anteilnahme kam.
Seit meine Mutter in der Reha ist, hatte sie täglich Fortschritte gemacht.
Man muss sich überlegen, die Ärzte hatten mit ihren ableben gerechnet, sie war nicht in der Lage irgendetwas zu bewegen außer die Augen, sie konnte gerade noch Atmen, auch wurde sie künstlich ernährt.
Wie sieht es heute aus?
Mutter kann wieder so sprechen das man sie versteht. Sie kann wieder sitzen, die Arme heben, die Schleife aus dem Haar entfernen. Sie kann wieder selbst essen, dass heißt die Gabel selbst zum Mund führen, beim Wasser trinken gibt es noch Schluckprobleme, da es noch in die Luftröhre laufen kann.
Feste Speißen sind kein Problem.
Sie trainiert dort täglich, sitzt im Ergometer, also Fahrrad, sie wird hingestellt und nun lernt sie den ersten Schritt zu gehen.
Mutter ist viel am lachen, die Pfleger und die Therapeuten nennen sie Sternchen, Engelchen, Sonnenschein der Station.
Die Menschen dort sind wirklich absolut motiviert und ich habe einen sehr guten Eindruck.
Erst waren wir als Angehörige sehr traurig das sie so weit weg in die Rhea kam, unser Weg dort hin ist sehr weit. Jetzt stellt sich heraus das die Klinik Mühlengrund eine der besten in Deutschland ist.
Für mich ist es wie ein Wunder und ich kann es kaum glauben. Wunder sind möglich, dass weiß ich jetzt wieder aufs neue und es ist schön und erfreulich für mich auch zu sehen, wie positiv die Reaktionen für meine Mutter sind.
Langsam werde ich jetzt auch zu Ruhe kommen, die letzten Monate hatten an meiner Kraft gezehrt.
Meine Mutter kommt in ein Pflegeheim ende März, dass in der Nähe von mir liegt. Sollte sie mal wieder alleine oder mit leichter Pflege zurecht kommen, so möchte sie wieder eine eigene Wohnung haben...
Alles wird kommen wie es kommen soll.
Euch allen soll ich von meiner Mutter einen lieben Dank sagen.
Alles Liebe Euer
Dirk
Saturday, January 23, 2010
Meine geliebte Mutter
Am 22.12.2009, am Abend klingelte bei mir das Telefon. Der Lebensgefährte meiner Mutter rief an, um mir mit zu teilen das meine Mutter gerade mit einem Krankenwagen abgeholt wurde. Die Mitteilung traf mich wie ein Blitz, sofort fragte ich nach, was passiert sei. Günter der Lebensgefährte erzählte mir, dass meine Mutter den ganzen Tag ganz fröhlich war. Am Abend wollte sie sich dann ein Glas Wasser aus einer Flasche einschütten. Plötzlich rutschte die Flasche aus der Hand. Meine Mutter meinte, es kribbelt in den Arm und es wurde ihr schwindelig. Es wurde sofort gehandelt und der Krankenwagen gerufen, der auch in 10 min. vor Ort war. Meine Mutter, die auf dem Bett saß, konnte alle Angaben zur Person selbst noch machen, plötzlich kippte sie nach hinten. Sofort wurde sie in das Recklinghauser Kranken haus gebracht.
Ich war aufgeregt, ich saß nun in Bayern Zuhause etwas 650km entfernt. Ich rief im Krankenhaus an, obwohl ich mich ausgab als der Sohn, wurde mir jegliche Auskunft verweigert.
Am anderen Tag bin ich sofort mit dem Zug zu einem guten Freund und enge Vertraute gefahren. Ich zitterte innerlich und hatte große Angst, was ist mit meiner Mutter? Wie schwer wurde sie getroffen?
Beate, meine Vertraute fuhr mich und den Lebensgefährten zu meiner Mutter. Hin und zurück fast 300km und das für die nächsten Wochen täglich.
Als ich dann ankam im Krankenhaus, schwanden mir fast die Sinne, so aufgeregt war ich. Mutter lag auf einer Kontrollstation. Wir klopften und traten in das Zimmer ein, ich sah meine Mutter und war auf das tiefste getroffen und gerührt, konnte meine Tränen nicht inne halt…
Sie lag da, die Augen geöffnet, schauend wie ein hilfloses Kind, der Blick leer und gebrochen. Die Gesichtszüge hängend, schwer atmend und röchelnd. Überall Schläuche die aus den verschiedensten Körperöffnungen kamen.
Ich brachte dann in Erfahrung, dass dies kein üblicher Schlaganfall war, der durch ein Blutpfropf verursacht wurde. Es war ein Schlaganfall am Stammhirn, verursacht durch ein verletztes Gefäß. Die Ärzte hätten keine Möglichkeit daran zu kommen um den druck im Hirn abzubauen, die zeit wird es zeigen…
Zutiefst getroffen und erschüttert saß ich da. Erst jetzt merkte ich wieder deutlich, wie tief meine Verbindung zu meiner Mutter ist. Mit vielen Gedanken musste ich mich in dieser kurzen Zeit auseinander setzen, insbesondere mit dem Tod.
Einige Tage später, der Zustand meiner Mutter war unverändert, täglich wurde durch lange Rohre ihr der sich bildende Schleim aus den Lungen abgesaugt. Eine Tortur für meine Mutter, ohne dies wäre sie aber erstickt, weil eben auch kein Schluckreflex mehr da war.
Wir mussten dann immer vor dem Zimmer warten, auf einmal kam eine dunkelhäutige Ärztin auf mich zu und fragte mich, was sie machen sollen wenn etwas passiert und sie reanimiert werden muss. Ich sollte meine Mutter fragen ob sie dann weiter künstlich am Leben erhalten werden möchte. Ich ging zu meiner Mutter und fragte sie direkt, sie war zutiefst erschrocken und machte ganz große angstvolle Augen. Später, am selben Tag fragte ich sie noch einmal, dann nickte sie dazu, dass sie nicht am Leben erhalten werden möchte, wenn so eine Situation eintritt.
Einige meiner Bekannten und Freunde haben meine Mutter geschrieben um so ihr Mut zu machen mit tiefen und lieben Worten.
Es kam sogar ein Päckchen mit einigen Düften und ein angesetztes Kamilleblütenöl. Die ganzen vielen Wochen massierte ich meine Mutter die Füße mit diesen Öl.
Meine Mutter, war immer ein Mensch der nicht so viel Nähe zulassen konnte. In den letzten Jahren hatte sich das ein wenig gebessert und ich konnte sie auch mal richtig umarmen.
Jetzt war eine Situation, wo meine Mutter sich das gefallen lassen musste. Sie wurde viel gestreichelt und berührt. Auch der Lebensgefährt kam dabei von Tag zu Tag immer mehr aus sich heraus.
Wir merkten richtig wie meine Mutter jetzt sogar darauf wartete um massiert zu werden, es tat ihr ausgesprochen gut.
Täglich waren wir anfangs vier bis sechs Stunden bei ihr, dann merkten wir das es nicht nur anstrengend für uns war, sonder auch für meiner Mutter, so hatten wir später die zeit auch verkürzt.
Ich war oft sehr angespannt, fast jeden Tag traurig. Es tat mir sehr weh wenn ich meine Mutter so da liegen sah. Sie ist so hilflos und wenn wir sie an einen Waschlappen etwas Wasser saugen ließen, sah sie aus wie ein stillendes Kind.
Meine Mutter kam von der Kontrollstation runter auf ein normales Zimmer, sie wurde jedoch weiter durch eine Magensonde ernährt. Die Nase und die Speiseröhre waren nun frei. Wir haben sogar Kommunikation. Sie konnte nicken und mit den Augen deutlich ja und nein machen.Später hat sie auch mal leicht flüsternd gesprochen. Die Gesichtszüge wurden auch wieder besser, auf einmal war wieder Spannkraft drin. Sie hat sogar ab und zu gelächelt, wenn es etwas zu lachen gab. Körperlich hat sie kaum fortschritte gemacht. Im Moment ist sie in der Reha und kommt danach in ein Pflegeheim.
In diesen Zustand wie sie ist, haben wir gemerkt, möchte sie am leben bleiben, hat Wünsche und Bedürfnisse und vorlieben.
Jetzt habe ich sie eine Woche nicht gesehen, nicht besucht, weil ich auch wieder zurück musste, weil andere Pflichten rufen. Ich fühle mich schlecht, nicht bei ihr sein zu können. Mutter weiß, dass ich nicht kann und akzeptiert das natürlich.
Es ist so als wenn man etwas mit ihr verpasst, oder das ich mir selbst später Vorwürfe mache, das ich nicht bei ihr sein konnte.
Eine Verbundenheit, wie ich sie zu meiner Mutter habe, bekommt man wohl nie wieder, außer noch zum eigenen Kind.
Wenn jemand die Freude haben sollte meiner Mutter schreiben zu wollen, der kann dies sehr gerne tun. Am besten als E- Mail an mich und ich drucke ihr das dann aus und lese die Brief vor. Mein Mail durian(at)gmx.net
So wünsche ich für meiner Mutter das noch einige Funktionen zurückkehren, das sie wieder sprechen und essen kann und vielleicht auch wieder sitzen kann.
Ich liebe Dich Mutti!
Dirk
Wednesday, January 20, 2010
Mein Herz glüht
Mein Herz glüht,
Oft wenn ich nachts aufwache, ins Bewusstsein trete, schlägt mein Herz mir bis zum Hals.
Es ist die Konfrontation meiner Gedanken, meines Erlebten und die Angst, was kommen wird. Meine Erfahrungen mit dem Leben haben mich geprägt.
Mach ich das? Macht das Leben etwas? Ist es einfach nur so wie es ist?
Was ist der Mensch, ist dieser einfach nur bewusst böse? Kann er gar nichts dafür? Vielleicht ist er auch tief dumm? Wird beherrscht von seinem Ego? Können wir was dafür, wenn wir so oder so handeln?
Seit 2002 bin ich im Internet präsent. Der Grund ist meine Lebensweise und um meine Erfahrungen damit weiter zu geben. Einige Bekannte motivierten mich dazu, diesen Schritt an die Öffentlichkeit zu wagen. Ich habe mir eine Homepage bauen lassen und damit begann alles.
Viele E- Mails waren die folge, von Männern und Frauen, 80% Frauen die mich anschrieben. Alle hatten sie angeblich Interesse am Natürlichen Leben.
Ich habe immer wieder in liebe geantwortet, bin auf die Menschen die mich anschrieben eingegangen. Viele schrieben mir, dass sie noch nie so einen Austausch mit einem Mann hatten. Sie würden durch mich an ihre Gefühle kommen usw.
Einige Frauen wollten mich auch gerne persönlich kennen lernen. Wenn ich mich dann traf mit ihnen durfte ich schnell die Erfahrung machen, dass sie mehr von mir wollten. Einige flirteten auf das heftigste, andere fragten mich gleich ob ich mit ihnen schlafen würde, andere fassten mir in den Schritt.
Wenn ich ablehnend reagierte, wurden sie frech und verabschiedeten sich sofort oder hatten plötzlich einen Termin wo sie hin mussten. Keiner von diesen hatte sich dann wieder gemeldet.
Erstaunlich ist jedoch, dass viele von ihrer großen Liebe sprachen die sie für mich hätten, manche sogar von bedingungsloser Liebe.
Das komische, ich hatte das auch immer geglaubt. Wie naive und dumm ich doch bin, zu denken es gäbe einen Menschen da draußen, der wirklich an einen persönlich interessiert ist. Oft komm ich mir ziemlich einsam vor in dieser Welt.
Das interessante ist, so emanzipiert viele dieser Frauen auch taten, die meisten hatten das Bedürfnis einen Mann zu bekommen der sie versorgte. Wenn das nicht kommt, sind viele schnell weg oder andere nehmen sich noch schnell in der Verliebtheit die Bettgeschichte mit aber dann sieht man sie nur noch von hinten.
In meinen Beziehungen durfte ich oft erfahren, das es doch sinnvoll sei, wenn ich mich ändern würde. Änderte ich mich nicht, war es schnell mit der bedingungslosen Liebe vorbei.
Der Mensch ist selten selbstlos, in den meisten Fällen erwartet er auch etwas zurück. Selbst wenn ein Mensch vieles für einen tun würde, steht oft der Gedanke, alles getan zu haben und nicht genügend Dank zurückbekommen zu haben. Hinter fast jeder Aufopferung für den anderen liegt etwas verborgen außer in den Fällen wo der Mensch von vornherein weiß, da kann nichts zurückkommen, außer geholfen zu haben.
Das ist nun der Dank. Ich habe alles für dich getan. Meinst du das habe ich einfach nur so gemacht. Ich habe versucht zu helfen aber es wurde nicht danach gehandelt usw.
Es gibt noch viele dieser Sätze die deutlich zeigen das hinter einer Hilfe, bestimmte Erwartungen waren.
In den letzten Jahren durfte ich viele schöne Erfahrungen mach aber eben auch traumatische.
In meiner letzten Beziehung, habe ich nicht gereicht, ich konnte tun was für mich möglich war aber es reichte einfach nicht aus, egal was ich tat. Obwohl ich bei der Geburt meiner Tochter hilfreich und tatkräftig dabei war und unter Geburtsschmerzen, die Worte „Ich liebe dich“ an mein Ohr drangen, durfte ich einige Zeit danach gehen und platz machen für den Ex- Mann.
Für mich besonders schlimm, weil ich liebte und ich zu meiner Tochter nicht die Vaterrolle einnehmen kann. Sie wurde mir gegeben und dann gleich genommen. Mein Schmerz darüber ist bis heute kaum zu ertragen.
Die Menschen die an meiner Seite waren, sind wertvolle Menschen und vielleicht können sie genauso wenig dazu, wie ich etwas dazu kann, das ich so bin wie ich bin.
Jedoch irgendwie habe ich aufgehört sie ernst zu nehmen.
Euer Dirk
Friday, December 19, 2008
Ob ich es schaffe das weiß ich nicht
Die Zeit der Mißerfolge ist die beste Zeit, die Saat des erfolges zu saen. Selbst wenn euch die äußeren Umstände Schaden zugefügt haben, dürft ihr den kopf nicht hängen lassen. Versucht es immer wieder, ganz gleich, wie oft etwas mißlingt.
Kämpft auch dann noch, wenn ihr denkt, daß ihr euer möglichstes getan habt und nicht mehr kämpfen könnt. Kämpft so lange, bis eure Bemühungen mit Erfolg gekrönt werden.
Es mag schwarze Tage im Leben geben, Schwierigkeiten mögen sich einstellen, ihr mögt eine gute chance verpassen, aber sagt niemals: "Ich bin am Ende; Gott hat mich verlassen" Wer könnte einen solchen Menschen noch helfen?
Die Familie mag Euch verlassen; das Glück mag euch scheinbar verlassen; alle Menschen- und Naturkräfte mögen sich gegen euch stellen; doch mit der Fähigkeit der göttlichen Initiative könnt ihr alle Tücken des Schicksals, die ihr durch eure früheren Handlungen verursacht habt, vereiteln und siegreich euren Einzug ins Paradis halten.
Ihr müßt psychologische Methoden anwenden, wenn ihr erfolgreich sein wollt. Einige Leute sagen: "Man darf gar nicht über Fehlschläge reden."
Aber das allein hilft nicht. Untersucht zuerst die Ursachen eurer Mißerfolge, zieht die nötige Lehre aus euren Erfahrungen und denkt dann nicht mehr daran. Selbst wenn ein Mensch viele Male versagt hat, jedoch weiterhin vorwärts strebt und sich innerlich nie geschlagen gibt, ist er in Wirklichkeit erfolgreich.
Aus dem Buch; An der Quelle des Lichts von Paramahansa Yogananda
Wir werden sehen.
Alles Liebe Dirk
Monday, September 22, 2008
Dein Engel
Es war einmal ein Kind, das bereit war geboren zu werden.
Das Kind fragte Gott: „Sie sagen mir, dass du mich morgen auf die Erde schicken wirst, aber wie soll ich dort leben, wo ich doch so klein und hilflos bin?“ Gott antwortete: „Von all den vielen Engeln suche ich einen für dich aus. Dein Engel wird auf dich warten und auf dich aufpassen.“
Das Kind erkundigte sich weiter: „Aber sag, hier im Himmel brauche ich nichts zu tun, außer singen und lachen, um fröhlich zu sein.“ Gott sagte: „Dein Engel wird für dich singen und auch für dich lachen, jeden Tag. Und du wirst die Liebe deines Engels fühlen und sehr glücklich sein.“
Wieder fragte das Kind: „Und wie werde ich in der Lage sein, die Leute zu verstehen, wenn sie zu mir sprechen und ich die Sprache nicht kenne?“ Gott sagte: „Dein Engel wird dir die schönsten und süßesten Worte sagen, die du jemals hören wirst, und mit viel Ruhe und Geduld wird dein Engel dich lehren zu sprechen.“
„Und was werde ich tun, wenn ich mit dir reden möchte?“ – Gott sagte: „Dein Engel wird deine Hände aneinanderlegen und dich lehren zu beten.“
„Ich habe gehört, dass es auf der Erde böse Menschen gibt. Wer wird mich beschützen?“ Gott sagte: „Dein Engel wird dich verteidigen, auch wenn er dabei sein Leben riskiert.“
„Aber ich werde immer traurig sein, weil ich dich niemals wiedersehe.“ Gott sagte: „Dein Engel wird mit dir über mich sprechen und dir den Weg zeigen, auf dem du immer wieder zu mir zurückkommen kannst Dadurch werde ich immer in deiner Nähe sein.“.
In diesem Moment herrschte viel Frieden im Himmel, aber man konnte schon Stimmen von der Erde hören und das Kind fragte schnell: „Gott, bevor ich dich jetzt verlasse, bitte sage mir den Namen meines Engels.“ – „Ihr Name ist nicht wichtig. Du wirst Sie einfach ‘Mama’ nennen.“
Saturday, September 13, 2008
Über die Berge auf den Weg zu mir selbst
Auf den Weg zu mir selbst,
In den letzten Jahren habe ich viele meiner traumatischen Ängste bearbeiten können. Es sind immer wieder kleine Herausforderungen, die für den Außenstehenden lächerlich wirken können, aber für mich als Betroffenen große Hürden bedeuten.
Scheinbar aufgelöste Ängste kommen immer wieder, wenn man neu in eine traumatische Situation gerät. Ich kann es nur so beschreiben, dass diese dann wie eine große Welle über mich kommen und ich wie erschlagen bin. Traumatisch, bewegungslos, den Blick starr auf die inneren oder äußeren Katastrophen gerichtet.
Im Bett kauernd, schluchzend, weinend, zu nichts mehr fähig. Von Außen nichts zu erkennen was dies jetzt auslöste. Nun - in einer solchen Situation war ich in den letzten Tagen: ausgelöst durch etwas Traumatisches, das alles in mir zusammenbrechen ließ und ich bewegungslos wurde – bewegungslos im Geiste, manifestiert im Außen.
Die Höhenangst ist eine dieser Ängste, die immer stärker wurden, je unsicherer ich in mir selbst wurde. Früher konnte ich noch nicht einmal über hohe Brücken gehen.
In dieser Zeit bekam ich eine Mail von meiner lieben Freundin Regina, wir waren einmal ein Paar.
Wir verabredeten uns zum Bergwandern, Regina schlug mir einige Touren vor und ich hatte mir dann zwei Touren ausgesucht.
Eine Möglichkeit, die zur Auswahl stand, war der Wank - ein sehr schöner Berg bei Garmisch. Aussicht und Panorama rundherum, dass das Herz hüpft. Schöne romantische Wege.
Die andere Möglichkeit war die beeindruckende Benediktenwand.
Ich entschied mich für den Wank, da ich hoffte das diese Wanderung nicht zu gefährlich sei, denn ich habe ja eine unbeschreibliche Höhenangst.
So trafen wir uns schon 7:00 Uhr Morgens, wir nahmen unsere Rucksäcke und die Wanderstöcke und los ging es zum Trampen - Richtung Garmisch.
Lange haben wir am Straßenrand gestanden, bis ein Wagen hielt, der uns mit nach Wolfratshausen nahm. Das war nicht all zu weit.
Auch dort standen wir dann wieder eine ganze Weile, aber wir kamen nicht weg nach Garmisch. Da wir wussten, dass gegen Abend eine Schlechtwetterfront über Garmisch rein kommen sollte, haben wir uns überlegt, nun doch zur Benediktenwand zu trampen.
Oh, innerlich passte mir das gar nicht, weil ich aus dem Internet wusste, dass der Weg dorthin auch ausgesetzt sein kann und für mich - als nicht Schwindelfreiem - eine große Herausforderung ist.
Dann dachte ich mir: „lass los Dirk, leg dich in Gottes Hände.“
Gut - wir trampten dann in Richtung Bad Tölz. Wir kamen dann erst einmal nach Königsdorf. Und von da nahm uns dann jemand mit nach Tölz.
In Tölz standen wir dann wieder eine ganze Weile - keiner hielt an. Auf einmal sprach uns eine junge Frau von hinten an, ob sie uns mitnehmen kann nach Lenggries. Sie käme gleich mit dem Auto vorbei. Ja wir freuten uns, stimmten natürlich zu. Ja so kamen wir dann doch noch weg. Eigentlich ist das Trampen im Süden Bayerns nicht so ein Problem, wenn die Leute sehen, dass man Wanderer ist (Stöcke, Rucksack). Die Menschen sind sehr kontaktfreudig und man fühlt sich meistens recht wohl dabei.
Wir wurden vor einem Edeker- Markt abgesetzt, der unterhalb vom Brauneck- auf dem Weg nach Wegscheid an der Abzweigung der Straße hinauf zur Brauneckbahn liegt. Regina kaufte sich noch was ein, wir machten ein paar Fotos von blühenden Artischocken.
Dann überlegten wir, ob es besser sei mit der Gondel hoch zufahren, weil die Wanderung auf diesen Berg schon zwei Stunden gehen kann und dann kommen ja noch vier stunden über die drei Achsel- Köpfe oben. Zuvor musste jedoch Regina noch zur Sparkasse in Lenggries joggen, um sich Geld zu holen für die fahrt hoch. Nun wir fuhren dann den Berg hoch.
Ich dachte an die schönen Erlebnisse die ich mit meiner Mutter und Elke hier oben hatte, es rührte mich doch sehr. In der Fahrt nach oben hatten wir auch zwei Leute mit drin in den Lift, die auch über ihre Höhenangst mit uns sprachen.
Mir wurde es langsam mulmig, denn ich wusste, dass es gleich oben über den Grad über die Achselköpfe und Latschenkopf geht. Ich war sehr nervös, meine Beine zitterten schon, obwohl ich mich körperlich noch nicht verausgabt hatte.
Regina nahm mir oft die Angst, sie sagte, das nichts ein muss sei und das man zu jeder Zeit zurück gehen kann, wenn nichts mehr geht.
Größere Radien ziehen nur wenige, lediglich eine Handvoll wählt die lange Überschreitung über die Achselköpfe zur Benediktenwand.
Sie erfordert reichlich Kondition, wegen der Länge und mehrerer Gegenanstiege. Es ist ein ewiges Auf und Ab.
Zuverlässig ist dabei nur eines: der Panoramablick. Der Steig folgt weitgehend dem Gratkamm und garantiert weite Ausblicke.
Für mich war auch die Menschen die dort gingen, eine Herausforderung: es war mir höchst peinlich mit meiner Höhenangst. Denn man sah sie mir nicht nur an, sondern man bemerkte sie auch.
Nun als wir dann den ersten der Achsel- Köpfe betraten und mir bewusst wurde, das es rechts und links steil runter geht, begann mein Herz ein Zahn zuzulegen.
Dann kam ich an der ersten Stelle wo ich nicht mehr weiter wollte, dort standen einige Leute, die überlegten. Manche gingen zurück und manche weiter. Es kam der erste große Steig nämlich, ohne Hilfe, ohne Leiter oder Stahlseil.
Da ich nicht mehr wollte ging Regina vor, sie war eine ganze weile weg, bis sie wiederkam und meinte, ich sollte es probieren, sie würde auch meinen Rucksack tragen so das ich mich leichter fühlen würde.
Und sie sagte mir immer wieder, dass ich mich hinsetzen solle, wenn die Panik zu groß würde – und auch, wenn die Stellen wieder leichter wurden, um genau hinzusehen, wo ich da hindurchgegangen war – und wie es in Wirklichkeit dort aussah.
Oh je was nun? Eine ganze Weile stand da auch ein Vater mit zwei Kindern. Eines hatte er auf dem Rücken in einen Tragesack was schlief und ein Kind lief.
Die gingen nun auch weiter, der kleine Junge hatte Angst, hielt sich immer an seinen Papa. Das gab mir Kraft! Ich fühlte mich auch wie ein kleiner Junge, nur ich hatte keinen Vater der mich liebte. Jetzt für den Moment hatte ich einen Vater. Er war ganz lieb, redete den Jungen zu, nahm ihn bei der Hand.
Ich entschied mich, meinen Rucksack an zu behalten. Er gab mir halt. Ich zog ihn enger an mich ran.
Nun ging ich eng hinter dem Jungen und den Vater her. Es ging jetzt auf einer Stelle steil hinunter, ich machte es den Jungen nach, der sich eng an der rechten Seite der Wand hielt. Manchmal ging ich in Entenschritt tief in der Hocke um nahe beim Boden zu sein und wenn Panik von meiner Seite kommen sollte, mich plötzlich hinzulegen.
Regina ging dicht hinter mich und so fühlte ich mich einigermaßen sicher.
Irgendwann als es zwischen drin mal leichter wurde, überholten wir dann den Vater mit seinen Kindern. Ich verabschiedete mich innerlich und dankte für diese Energien.
Jetzt fühlte es sich wieder anders an. Ich bekam mehr Angst aber Regina wirkte immer beruhigend, ja wie ein Fels in der Brandung, der stets zuverlässig und Ruhe ausstrahlte. Ich hatte eigentlich auch Angst vor mir selbst. Kurz kamen immer wieder Gedanken wie, falle ich nach unten oder werfe ich mich vor lauter Angst in Panik nach unten. Es war wie ohne Kontrolle. Wenn es arg schlimm wurde, hielten wir kurz inne, wenn ich wieder ruhiger wurde, na dann ging es wieder weiter.
Es kamen noch einige krasse Stellen, wo ich mich fragte: „Soll ich doch zurück?“ Doch wenn ich mir dann vorstellte, alles was ich schon gegangen bin, wieder zurück zu müssen, dann bekam ich ein Horror.
Also ging es weiter voran. Manche Steige waren für mich schon krass. Da musste man von oben runter, schaute dabei in die Tiefe. Ein Glück war da dann ein Drahtseil.
Auf einmal bemerkte ich, dass mein rechter Unterarm voll Blut war. In meiner Aufregung hatte ich nicht bemerkt, wie ich mich verletzte. Ich dachte erst eine Ader sei verletzt. Aber Regina reichte mir in aller Ruhe ein Taschentuch, um erst mal das Blut abzuwischen. Und dann war es doch nur blutiger als die Verletzung war. Ich wischte das Blut ab und dann ging es weiter.
Einmal bemerkten wir Steinböcke, wir blieben stehen um sie zu suchen. Denn man kann sie schlecht erkennen, sie sitzen häufig in Mulden der Felswände.
Dohlen flogen nah an uns ran und wir machten einige Fotos von ihnen.
Der Ausblick war immer gigantisch, ein Panoramablick vom feinsten, wäre es nicht leicht diesig gewesen, so hätte man bis nach München schauen können.
Ja was soll ich noch schreiben, hätte ich nicht so eine Führerin dabei gehabt, so hätte ich diese Gradwanderung nicht geschafft oder erst gar nicht angefangen.
Regina und ich konnten weitere viele Dinge lösen und in Frieden und in Liebe umwandeln. Alte Geschichten aus ferner Vergangenheit wurden geheilt.
Danke Dir Regina!
(Anmerkung von Regina: Danke dir auch von ganzem Herzen Dirk! Dein Mut und dein Glaube haben dir geholfen!)
Diese Wanderung hat mir sehr geholfen, zu erkennen, dass die Angst ihr Gesicht verlieren kann, wenn man hinschaut. Wenn man schaut und sieht, das dies ein Bestandteil aus einen selbst ist und im Außen übertragen wird.
Sicherlich bin ich jetzt noch nicht frei von Ängsten aber sicher kann ich jetzt noch besser damit umgehen.
Wir kamen nun an den Punkt wo es hinüber gehen soll zur Benediktenwand. Da es arg spät war und der Himmel sich langsam zuzog, entschieden wir uns für den abstieg.
Es ging noch wunderschöne Wege bergab. Es war wie im Märchenwald, man könnte meinen, dass gleich irgendwelche Feen, Elfen und Wichtel hervorspringen.
Wir trafen auch auf Mahnsteine, wo Bergsteiger abgestürzt waren…
Es war voll Frieden, Bäume die große Felsbrocken umarmten, Moosbedeckte Steine, kleine klare Bäche, schwarze Weberknechte auf weißem Kalkstein.
Wunderbare Wildkräuter, immer wieder verzehrten wir welche unterwegs und das brauchten wir auch…
Wir kamen noch an einen wunderbaren klaren Bach in dem wir gebadet hatten abgekühlt hatten. Es wurde dunkler die Wolken dichter und unsere Schritte schneller.
Bis wir unten endlich an einer Hütte kamen wo Regina sich noch stärkte. Wir fragten die junge Wirtin, die nun schließen wollte, ob sie uns mit zur Straße nimmt, denn bis dahin wären noch zwei stunden Fußweg (11km) gewesen.
Sie meinte, wenn sie jetzt den Wagen voll beladen würde, dass sie dann wohl keinen Platz mehr hätte. Nun gut, wir machten uns dann zu Fuß weiter. Man kann sagen der Himmel war schwarz bis grün und wirkte sehr bedrohlich. Wir stellten uns drauf ein wieder richtig Nass zu werden. Leichte Erinnerungen an unsere Rad- Wanderung im April kamen hoch, dort wurden wir auch immer wieder Nass und trocken.
Wir fingen leicht an zu joggen und wir kamen an eine Stelle wo ich mich erinnern konnte, dass ich da letztes Jahr auch mit Elke war. Gefühle kamen hoch und ich war tief berührt. Ein Weg wurde vollendet. Vielleicht kommt was Neues?
Dort kam nun auch die Wirtin mit ihren Wagen. Wir hielten sie an, wir wollten sie zunächst nur fragen, in welche Richtung wir am schnellsten weiter kämen. Ich dachte nur noch, letzte Chance hier vor dem Unwetter zu flüchten. Wieder sprach ich die Frau an, ob sie uns nicht mitnehmen wolle. Sie verzog das Gesicht. Regina wollte schon aufgeben, aber dann schlug ich vor, dass ich doch die Töpfe auf meinen Schoß nehmen kann und so haben alle Platz. Etwas wieder willig und mürrisch willigte sie ein, auf der Fahrt kam noch ein leichter Widerstand, wo sie meinte der Wagen könnte jetzt zu schwer sein und aufsitzen…
Regina und ich lächelten uns an, wir ahnten, dass dieser Widerstand von der Wirtin nicht wirklich mit uns zutun hat.
Regina freute sich auch sichtlich für mich und war wirklich erstaunt wie ich heute meine Angst bewältigte. (z.B. auch die, Menschen direkt anzusprechen und/oder meine Wünsche zu äußern).
Unten an der Straße angekommen, hielten wir nur einmal den Daumen raus und schon hielt ein junger Mann der nach München wollte. Dieser sagte, dass er uns bei diesem Wetter da nicht stehen lassen wollte. Auch hier sah es so aus als wenn nur einer mit fahren konnte, weil hinten ein Fahrrad lag. Ich meinte aber, dass dies kein Problem sei und ich mich zum Rad hinten quetschte. So kamen wir alle noch trocken und glücklich Zuhause an.
Welch ein Tag für mich. Voller Dramatik, eigene Grenzen überschreitend. Voller Erkenntnisse, ein Tag voll Liebe.
(Anmerkung von Regina: auch für mich ein Tag voller Geschenke: mit dir diese Tour machen zu dürfen, deine Bereitschaft und dein Mut!
DANKE !